Brutstätten der Kreativität -
Die Aneignung des LKWs
im Sudan



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Abb. 17 > Vorderachse mit verstärktem Federblattbündel.


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Abb. 18 > Auch an der Hinterachsaufhängung werden zusätzliche Federblätter eingelegt.

 


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Abb. 22 > Die Gummilager für die Fahrerkabine, ursprünglich Motorlager des Landcruiser.

 


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Abb. 23 > Die hintere Lagerung der Restkabine, dahinter der verlängerte Umlenkhebel




 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Weitere Verstärkungen werden an den Achsen vorgenommen. Zunächst werden vorne und hinten zusätzliche Federblätter eingelegt (Abb. 17 u. 18). Damit entsteht aus dem Sechstonner TJ der Acht- oder Neuntonner Sifinja. Die Verstärkung des Blattfederbündels vergrößert allerdings den Abstand zwischen Achse und Längsträger. Daher ist es nötig, Stoßdämpfer (Abb. 19) und Umlenkhebel (Abb. 20 u. 21[Detail]) zu verlängern. Ein Effekt der Zurichtung des Umlenkhebels ist die gesteigerte Wendigkeit der Sifinja im Gelände, denn der Fahrer bringt damit mehr Kraft auf die Räder (der TJ ist ja kein Hightech-LKW mit Lenkhydraulik), und er kann darüber hinaus weiter einschlagen, verfügt also über einen kleineren Wendekreis.

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Abb. 19 > Die Stoßdämpfer an der Hinterachse müssen verlängert werden, hier mit der aufgeschweißten Öse eines alten Stoßdämpfers.

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Abb. 20 > Auch der Umlenkhebel der Lenkung wird durch ein in der Mitte eingeschweißtes Stück verlängert.

Abb. 21 > Detailansicht des verlängerten Umlenkhebels.


Eines der größeren Probleme des herkömmlichen TJ ist das dünne Blech von Fahrerkabine und Motorverkleidung, das bei fortgesetzter (extremer aber unter sudanesischen Bedingungen alltäglicher) Verwindung zerreißt wie ein Blatt Papier. Dafür haben die sudanesischen LKW-Schmiede eine schwimmende Lösung gefunden, die cAwwama (Schwimmer). Beim Fabrikmodell TJ ist Fahrerkabine und Motorverkleidung vorne fest auf dem Fahrgestell montiert, so daß bei den großen Verwindungskräften häufig nicht einmal mehr die Tür zu öffnen geht. Bei der Sifinja wird nur noch der abgesägte Rest verwendet (s.o.), und der wird hinten auf zwei Gummidämpfern, ursprünglich Motorlager aus einem siebziger-Jahre Landcruiser (Abb. 22 u. 23), und vorne mit Hilfe der schwimmenden cAwwama auf einer Achse gelagert (Abb. 24, 25, 26 u. 27 [Detail]), so daß der Blechaufbau frei schwingen kann und von den schlimmsten Stößen und Verwindungen entlastet ist.

zur Galerie Abb. 24 > Der "Schwimmer" (cAwwama), auf welchem die Kabine freischwingend gelagert wird, vor dem Archiv verfügbarer Teile. In diesem Fall besteht seine Achse aus der zugerichteten Blattfederaufhängung des Landcruisers.

 

zur Galerie Abb. 25 > Herr Ali Awwama demonstriert die Funktion der cAwwama. Im Hintergrund wird an der Fahrgastzelle eines 70er Jahre Landcruisers für die Beförderung von Passagieren gearbeitet..


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Abb. 26 > Die Sifinja, vorerst noch ohne Kotflügel, mit eingebauter cAwwama und aufmontierter Motorverkleidung..

 

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Abb. 27


Beim Wiederaufbau bleibt kein Teil unbehandelt. Auch Motor und Getriebe werden bei Bedarf und Mitteln überholt, eine vollständig erneuerte Autoelektrik inklusive neu konzipiertem Kabelbaum wird eingezogen, Bremsanlage und Hinterachsdifferential werden zerlegt, mit Seifenpulver gewaschen und inspiziert, wenn nötig gerichtet, liebevoll neu gefettet, geschmiert, geölt und gelagert. Dellen in der Motorhaube werden geduldig ausgebeult, selbst vollkommen zerknitterte, zerrissene und durchlöcherte Kotflügel Stück für Stück geflickt, glattgedengelt und gespritzt. Am Ende steht eine leichtgängige, sattgelagerte und funkelnde Schönheit.

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© K. Beck (2005) l Gestaltung: G. Klaeger